Am 6. November 2025 fand im Weingut Meinklang in Pamhagen das Seminar „Einfach (Holz)bauen lernen” von proHolz Burgenland statt. Ziel der Veranstaltung war es, Grundlagen und aktuelle Entwicklungen im zeitgenössischen Holzbau auf verständliche und praxisnahe Weise zu vermitteln. Das Seminar richtete sich an Architekt:innen, Planer:innen, Holzbaubetriebe, Bauherr:innen und Studierende.
Das Weingut Meinklang (Preisträger Holzbaupreis Burgenland 2024) von Werner Michlits diente dabei als Veranstaltungsort und zugleich als konkretes Anwendungsbeispiel. Das Weingut wurde vollständig aus unbehandeltem Holz und anderen natürlichen Baustoffen errichtet. Auf den Einsatz synthetischer Materialien wurde bewusst verzichtet. Die Gebäude umfassen Produktionsbereiche, Lager, Büros, Wohngebäude und einen Verkostungsbereich. Das Ensemble fügt sich als zusammenhängende Gruppe in die umgebende Landschaft ein.
In diesem inspirierenden Ambiente gab es vier Fachvorträge mit Praxisbezug von Univ.-Prof. Arch. Mag. Arch. Juri Troy, Univ.-Prof. DI Dr. Richard Woschitz, den Architektinnen DI Alexandra Hammerl-Storgaard und DI Christina Leitner sowie dem Bauherrn Werner Michlits.
Juri Troy machte in seinem Vortrag deutlich, dass der Holzbau nicht nur ein ökologisches Bausystem, sondern auch ein kultureller Ansatz ist. Er verbindet regionale Identität, verantwortungsvollen Ressourcenverbrauch und architektonische Qualität zu langfristig tragfähigen Lösungen.
Juri Troy zeigte, wie sich zeitgenössischer Holzbau und regionale Baukultur verbinden lassen, um nachhaltige Architektur in ländlichen Räumen neu zu denken. Anhand von Beispielen – wie einem burgenländischen Streckhof mit angeschlossener Schnapsbrennerei (Preisträger Holzbaupreis Burgenland 2020) – wurde aufgezeigt, wie Holz als Baustoff nicht nur ästhetische und atmosphärische Qualitäten schafft, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten kann. Dabei wurde der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden betrachtet: von der Materialherkunft über energieeffiziente Bauweisen und die passive solare Nutzung bis hin zur langfristigen Anpassbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Bauteilen. Holz bietet die Möglichkeit, Baukultur, Ökologie und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Anhand realisierter Projekte, wie bei der Firma Windkraft Simonsfeld AG, wurde dargestellt, wie ortsbezogenes Entwerfen, der bewusste Umgang mit Ressourcen und die sorgfältige Materialauswahl zu robusten, sozial nachhaltigen und atmosphärisch starken Gebäuden führen können. Der Vortrag betonte, dass nachhaltige Architektur nicht nur ein technischer Ansatz, sondern auch eine Haltung ist: Wir bauen für die Zukunft.
Die Kernaussage von Richard Woschitz – „Holzbau neu gedacht“ – bedeutet einfacher, kreislauffähiger und bewusster zu bauen. Mit klaren Konstruktionen, modularen Systemen und dem Ziel, Gebäude als wandelbare Rohstoffspeicher für die Zukunft zu begreifen.
In seinem Vortrag widmete er sich der Frage, wie der moderne Holzbau angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und steigenden Baukosten zukunftsfähig gestaltet werden kann. Ausgangspunkt war dabei die Betrachtung des Holzbaus über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Planung und Fertigung über die Nutzung bis hin zum Rückbau und der Wiederverwendung. Im Mittelpunkt stand das Prinzip des Einfach-Bauens: Komplexe Bauteilschichtungen und schwer rückbaubare Konstruktionen sollen auf das Wesentliche reduziert werden. Durch eine klare Strukturierung, sortenreine Trennbarkeit und modulare Systeme entsteht ein Holzbau, der sich effizient vorproduzieren, flexibel anpassen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederverwenden lässt. Anhand von Projekten wie dem sozialen Wohnbau in Wien, großmaßstäblichen Holz-Hybrid-Bauten sowie der Analyse hochwertiger Ingenieurholzbauten wie dem Barbados National Performing Arts Pavilion wurde gezeigt, wie seriell gefertigte Elemente, präzise Anschlusssysteme und Fügen-und-Lösen-Konzepte Konstruktionen ermöglichen, die sich im Betrieb verändern, ergänzen und rückbauen lassen. Zudem demonstrierte das Forschungsprojekt Sink.Carbon, wie dokumentierte Bauteilkataloge, digitale Modelle und angepasste Normen die Wiederverwendung von Holzbauteilen zukünftig skalierbar machen könnten. Herausforderungen wurden ebenso offen benannt, darunter Fragen der Haftung, fehlende Standards und die Notwendigkeit politischer Rahmenbedingungen. Der Vortrag schloss mit einem Ausblick auf aktuelle Entwicklungen im ReUse und Upcycling von Altholz. Dabei können bestehende Bauteile als wertvolle Ressource im konstruktiven Holzbau neu eingesetzt werden.
Der Vortrag der beiden Architektinnen Alexandra Hammerl-Storgaard und Christina Leitner richtete sich an alle, die sich für nachhaltiges, systematisches und kooperatives Bauen interessieren. Er zeigte praxisnahe Wege auf, wie Gebäude ökologisch verantwortungsvoll, wirtschaftlich realisierbar und gestalterisch hochwertig entstehen können, und vermittelte die wichtige Erkenntnis: „Miteinander planen statt hintereinander!“.
In ihrer Präsentation zeigten sie, wie durch klare Ziele, einfache konstruktive Prinzipien und eine enge Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten zukunftsfähige Architektur entstehen kann. Anhand der drei realisierten Projekte „geförderter Wohnbau in Ober-Grafendorf”, „Einsatzgebäude der Freiwilligen Feuerwehr Bernstein” und „Erweiterung der Volks- und Musikmittelschule Auersthal” wurde erläutert, wie integrale Planung, systematische Bauweisen und digitale Prozessketten zu robusten, wirtschaftlichen und anpassungsfähigen Gebäudelösungen führen. Im Mittelpunkt stand die Idee eines „Baukasten-Konzepts“: Gebäude wurden dabei nicht als starre Einzelentwürfe, sondern als flexible Systeme verstanden, deren Module, Erschließungszonen und Funktionsbereiche klar strukturiert waren und sich projektübergreifend anwenden ließen. Diese Herangehensweise erleichterte die Variantenbildung, beschleunigte Abstimmungsprozesse und ermöglichte eine hohe architektonische Qualität bei gleichzeitig effizientem Ressourceneinsatz. Die Projekte zeigten außerdem, dass eine transparente Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber:innen, Architekt:innen, Fachplaner:innen und Ausführenden bereits ab der Wettbewerbsphase entscheidend für den Projekterfolg war. Digitale Zwillinge, 3D-Modellkoordination und frühe Detaillierungsgrade reduzierten Fehler und ermöglichten schnellere Entscheidungen. Dabei blieb die Architektur stets einfach, robust und im Detail durchdacht: Konstruktionen wurden sichtbar belassen, Materialien wurden ehrlich eingesetzt und technische Leitungen wurden intelligent geführt, ohne dass es unnötige Verkleidungen oder komplexe Schichten gab.
Der Bauherr des Weinguts Meinklang, Werner Michlits, erklärte warum aus einer biodynamischen Perspektive Holzbauten gesünder, seelisch ausgleichender und kulturell tragfähiger sind.
Dazu muss man das Thema Holz aus anthroposophischer Sicht betrachten. Die anthroposophische Grundhaltung geht davon aus, dass Mensch, Natur und Welt in einer lebendigen Beziehung zueinanderstehen. Anhand von Beispielen erklärte der Bauherr, warum die biodynamische Perspektive Holz nicht nur als Baustoff, sondern auch als Träger von Lebenskräften betrachtet. Holz ist ein Material, das auf natürliche Weise in Beziehung zur Umgebung entsteht. Es wächst im Rhythmus der Jahreszeiten, speichert Licht, Wärme, Wasser und Mineralien und bildet sichtbare Formkräfte wie Jahresringe oder Maserung aus. Daher gilt Holz in der biodynamischen Sichtweise als stofflich und energetisch vollständig, im Gegensatz zu industriell erzeugten Materialien, die ohne die wichtigen Wachstumsprozesse entstehen.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Seminarteilnehmer die Möglichkeit, das Weingut im Rahmen eines Rundgangs mit dem Hausherrn zu besichtigen. Abschließend gab es ein geselliges Beisammensein mit einer Weinverkostung und vielen interessanten Gesprächen.
Quelle: proHolz Burgenland, Martin Stelczmayer / Fotos: proHolz Burgenland
